Die verborgenen Gärten des Klosters trennen nur ein Staketenzaun von der Neugier der Besucher.
Benediktenkraut im Klostergarten von Benediktbeuern in Bayern.

Benediktenkraut

Dieses kleine distelige Gewächs beeindruckt mit seiner Blüte. Sie ist auch das unverkennbare Erkennungszeichen des Benediktenkrautes. Seine Blätter und Wurzeln zählen zu den sogenannten Bitterdrogen. Sie bewirken meist eine verstärkte Sekretion der Verdauungssäfte, was zur Steigerung des Appetits beiträgt, und dyspetische Beschwerden lindert. Eine gute Verdauung war eines der drängendsten medizinischen Themen vom Mittelalter bis hinein in die Neuzeit. Kein Wunder, dass das aus dem Mittelmeerraum stammende Benediktenkraut in den Klostergärten nördlich der Alpen angebaut wurde.

Mönchspfeffer ist eine anerkannte Heilpflanze zur Linderung von Beschwerden in Verbindung mit den Wechseljahren und bei Menstruationsschmerzen.

Mönchspfeffer

Die Früchte des dekorativen Strauches schmecken leicht pfeffrig. Sie stehen unter dem Verdacht, die männliche und auch die weibliche Libido zu besänftigen und wenn nicht sogar ausschalten zu können. Das hat dem Mönchspfeffer die gebräuchliche Bezeichnung Keuschlamm eingebracht. Überwiegend wurden jedoch die kleinen kugeligen Strauchfrüchte zum Würzen von Speisen verwendet. Tatsächlich scheinen Extrakte aus dem Mönchspfeffer eine Wirkung auf den hormonellen Stoffwechsel ausüben zu können. Sie können sich dazu eignen, Menstruationsbeschwerden zu lindern. Der Mönchspfeffer war Arzneipflanze des Jahres 2022.

Als Heilpflanzen mit dem Potenzial der Leber zu helfen, sind Mariendisteln altbekannt.

Mariendistel

Die wohl schönste Distel ist der Jungfrau Maria gewidmet. Ihr Inhaltsstoff Silymarin ist der grosse Hoffnungsträger für die Behandlung einer Zivilisationskrankheit der nichtalkoholischen Fettleber. Lange Zeit davor wurde schon davon ausgegangen, dass die Mariendistel bei Leberbeschwerden vielfältiger Art hilfreich sein kann. Strittig ist nach wie vor, ob sie die Neubildung von Leberzellen anregen kann. Aus diesem Grund wurde ihr auch ein fester Platz in den Klostergärten eingeräumt. Die wertvollen Inhaltsstoffe stecken in den Blütenständen. Ein wertvolles und gesundes Speiseöl ergibt sich aus der Pressung der schwarzen länglichen Früchte.

Schwester Hedwig vom Kloster Wernberg fröhlich mit Giesskanne.

Sr. Hedwig

Missionsschwestern vom Kostbaren Blut

Traditioneller Anbau von Heilpflanzen und Kräuter erfordert Enthusiasmus

Klosterläden sind kleine Schatzkammern. Literatur, Souvenirs, Devotionalien und in einigen Fällen Kräutertee-Mischungen aus eigenem Anbau. Es sind die reinen und unverfälschten Dinge, die in unserem Alltag kostbar sind. Können und Fleiss sind notwendig bei der Auswahl der Kräuter für einen guten Tee. Schwester Hedwig von den Wernberger Missionsschwestern vom Kostbaren Blut hat uns einige Geheimnisse verraten.

eberraute hintergrund bland

Eberraute

Schön ist die Eberraute nicht. Ihr Duft und der Geruch jedoch sind bemerkenswert. Erstaunen ruft ihr intensives Aroma hervor, das stark an das Süssgetränk Cola erinnert. Ihr Zweitname Cola-Strauch ist ein wenig irreführend. Im benannten Softdrink ist nicht ein Fizzelchen Eberraute oder Colastrauch enthalten. Das hielt jedoch einige Generationen von Klosterbewohnern nicht ab, die Eberraute als würzende Zutat für Liköre und andere alkoholische Getränke zu verwenden. Wieso ihr eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird, gibt bis heute Rätsel auf.

Feige mit Frucht und Blatt vor der Klosermauer auf Stift Göttweig.

Echte Feige

Der aus dem Mittelmeerraum stammende Baum war stets begehrt wegen seiner süssen Früchte und der seltsamen Gestalt. In nördlichen Gefilden musste man sich einen Feigenbaum leisten können. Entweder der Standort mit viel Sonne und Wärme ermöglichte ein Überwintern. Oder ein eigenes Feigenhaus wurde angeschafft wie im Stift Kremsmünster. Die Früchte gelten gemeinhin als Delikatesse, egal ob trocken oder frisch. Trotz ihrer verdauungsfördernden und stuhlerweichenden Eigenschaften haben sie es nie zur Anerkennung als pflanzliches Heilmittel geschafft. Die Damen und Herren mit Verstopfung dürften ihre Wirkung geschätzt und daher den Anbau in unseren Breitengraden gefördert haben.

abbaye mondaye mohnblüte im berühmten klostergarten

Schlaf-Mohn

Der getrocknete Saft aus den angerizten Fruchtkapseln des Schlaf-Mohns enthält den Rohstoff fürs Opium. Der Anbau von Schlaf-Mohn in Klostergärten bediente nicht den beabsichtigten Drogenabusus. Aus Ermangelung wirksamer Schmerz- und Narkosemittel zur damaligen Zeit griff man auf die bekannte Wirkung des Schlafmohns zurück. Oftmals war es die einzige Option für eine adäquate Schmerzbehandlung. Für die Klosterapotheke war der Klostergarten einer der wichtigsten Lieferanten in einer geschlossenen Lieferkette.

Blühender Ysop mit Hummel am Zweig im Klostergarten Huysburg.

Ysop

Eine wahrhaft biblische Pflanze ist der Ysop. Kein Wunder, dass er allein zur Erbauung in Klostergärten angebaut und kultiviert wurde. Bereits das Alte Testament ist des Lobes voll, wenn es um den Ysop geht. Die Meinungen zu seinen heilenden Kräften gehen weit auseinander. Sicher ist, dass sein Aroma stets als Wohlgeruch wahrgenommen wird. In der Aromatherapie sind seine positive Gefühle auslösende Wirkung bekannt. Überaus geschätzt werden Aromen des Ysops in allen Klöstern, die sich mit der Herstellung hochprozentiger alkoholischer Getränke beschäftigen, wie die Kartäusermönche der La Grand Chartreuse mit ihrem gleichnamigen Likör.

Im Gegenlicht sind die Ringelblumen auch attraktive Bewohnerinnen des Klostergartens.

Kennen Sie schon das Beste aus den Kräutergärten?