Zu einer der einmaligen norddeutschen Besonderheiten zählt wohl auch die Klosterkammer Hannover. Die niedersächsische Sonderbehörde verwaltet und repräsentiert die evangelischen Klöster in Niedersachsen. Die Reformation im 16. Jahrhundert beendete das Klosterdasein in den von evangelisch beherrschten Ländern mit einer Ausnahme. Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen entschied die Fortsetzung der Klostertradition und zugleich die Einführung der Reformation. Unter der von ihr erlassenen Klosterordnung wandelten sich die Klöster zu Damenstiften. Im 18. Jahrhundert wurde ihre Verwaltung in einer zentralen Einrichtung zusammengefasst. Die Calenberger Klöster, die Damenstifte und die Lüneburger Klöster mit dem Damenstift Walsrode zählen dazu.

Hohe Bäume und Ziegeldächer
Einem typischen niedersächsischen Landgut gleicht die idyllische Klosteranlage von Walsrode. Es ist kein geschlossner Klosterkomplex, der sich um die Klosterkirche gliedert. Es sind die einzelnen Gebäude, zum Teil in Ziegelfachwerk ausgeführt, die innerhalb der roten Ziegelsteinmauer eine dörfliche Atmosphäre vermitteln. Der parkähnlich ausgedehnte Klostergarten ist von der Strasse aus nicht einzusehen. Allzu schnelle Pilger und Reisende können ihn leicht übersehen. Dabei steht das Tor zum ihm tagsüber einladend offen. Sein alter hoher Baumbestand verführt das Sonnenlicht zu Schattenspielen. Ein kleiner Teich hält neben Löschwasser Seerosen und Schilf vor. Im sonst schon ruhigen Walsrode ist das ein Fleckenchen entschleunigten Daseins. Die kleine sehenswerte Klosterkapelle schmiegt sich an die grosse Kirche wie an eine Glucke an. Seit mehr als 1.000 Jahren leben und beten Frauen im Walsroder Damenstift.

Ruhe und Gelassenheit
Sie hätten es gerne ruhig. Wenn da doch nicht die Baustellen wären. Sie sind notwendig für den Erhalt des Klosters. Sanierungen sind nur eine Freude, wenn sie vollendet sind. So geht es auch den Konventualinnen im Kloster Walsrode. Dennoch stehen die Türen offen für Besucher und Ruhesuchende. Die im weitläufigen Garten platzierten Stühle und Bänke sind Einladungen zum Rasten, zum Verweilen, zum Meditieren, zum Betrachten, zum Luftholen oder auch einfach zum Dasein.



Der Vorstellung eines klassischen Klostergartens werden die Walsroder Damen nicht gerecht. Sie sind bei der Gestaltung ihrem eigenen Entwurf gefolgt. Statt Geschlossenheit und Abkehr verkörpert ihr Garten genau das Gegenteil. Er ist offen und nicht nur zum Himmel hin. Wenn auch dem Müssiggang eindeutig der Vorrang eingeräumt scheint, sollte der Betrachter nicht vergessen, wie viel Arbeit und Mühe das erfordert. Natürlich ist das auch ein Nutzgarten. Davon künden seine Kräuterbeete und die Obstbäume. Wie schön muss das sein, wenn sie blühen!
Heilkräuter aus dem Klostergarten
Borretsch das beliebte Küchengewürz für Suppen, kalte Saucen und Salate ist fast in jedem Klostergarten zu Hause. Als Heilpflanze ist es nicht mehr im Gebrauch. Seine harntreibende Wirkung kann mit anderen Kräutern besser und sicherer erreicht werden.


Im Sommer sonntags zeigen die Klosterdamen gerne auch ihren Garten. Bei gutem Wetter bieten sie Führungen an. Vielleicht gibt es auch Ecken zu entdecken, die ganz gewöhnlichen Besucher nicht oder nur schwerlich zugänglich sind. Auf jeden Fall ist es eine gute Gelegenheit eine der Konventualinnen zu treffen, und Fragen zu stellen zum Leben in einem evangelischen Damenstift.

Blumig bis heiter
Ein kurzer Blick in die Kräuterbeete im Klostergarten von Walsrode genügt, um zu erkennen: den Damen geht es ums Kochen. Jede Menge Küchen- und Gewürzkräuter werden in den holzgerahmten Beeten gezogen. Auch in den Herbsttagen gibt der Garten noch einiges her. Heitere Farbkleckse zwischen Abgeblühtem erzeugen Rosen, Ringelblumen und die Cosmeen.



Info und Anreise:
Täglich geöffnet ist der Klostergarten in der Zeit von 9-18 Uhr. Abstellplätze für Fahrräder gibt es reichlich vor der Kirche.

