Die verborgenen Gärten des Klosters trennen nur ein Staketenzaun von der Neugier der Besucher.
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Alant mit zwei Blüten und Insektenbesuch im Klostergarten

Alant

Hochaufragende Stengel mit sonnengelben Blüten verraten nicht, welche Kräfte in den Wurzeln der Staude stecken. Unbestritten ist seine Rolle in der mittelalterlichen Heilkunde. Jeder kannte und nutzte ihn. Alantwurzeln waren häufig Zutaten für die zu dieser Zeit populären Heilweine. Seine Rolle als Heilmittel gegen Erkrankungen der Brust und Lunge hat er im Laufe der Zeit eingebüsst. Wie es dazu kam, lesen sie in unserem Artikel …

Benediktenkraut im Klostergarten von Benediktbeuern in Bayern.

Benediktenkraut

Dieses kleine distelige Gewächs beeindruckt mit seiner Blüte. Sie ist auch das unverkennbare Erkennungszeichen des Benediktenkrautes. Sein Kraut mitsamt der Stengel und Blüten zählen zu den sogenannten Bitterdrogen. Sie bewirken meist eine verstärkte Sekretion der Verdauungssäfte, was zur Steigerung des Appetits beiträgt, und dyspetische Beschwerden lindert. Eine gute Verdauung war eines der drängendsten medizinischen Themen vom Mittelalter bis hinein in die Neuzeit. Kein Wunder, dass das aus dem Mittelmeerraum stammende Benediktenkraut in den Klostergärten nördlich der Alpen angebaut wurde, wie Sie im Beitrag erfahren …

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Eberraute

Schön ist die Eberraute nicht. Ihr Duft und das Aroma sind jedoch bemerkenswert. Erstaunen ruft ihr intensives Aroma hervor, was stark an das Süssgetränk Cola erinnert. Ihr Zweitname Cola-Strauch ist ein wenig irreführend. Im benannten Softdrink ist nicht ein Fizzelchen Eberraute oder Colastrauch enthalten. Das hielt jedoch einige Generationen von Klosterbewohnern nicht ab, die Eberraute als würzende Zutat für Liköre und andere alkoholische Getränke zu verwenden. Wieso ihr eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird, gibt bis heute Rätsel auf. Mehr erfahren Sie hier …

Eibisch ist eine für schmerzhafte Rachenerkrankungen geeignete Heilpflanze. Hilfreich auch bei Erkältungen.

Echter Eibisch

Bei erkältungsbedingtem Husten kann der Echte Eibisch (Althaea officinalis) hilfreich sein. Seine schleimbildenden Stoffe fördern die Sekretbildung und das Abhusten. Das wussten im Prinzip schon unsere Urahnen. Ob sie es von Nonnen oder Mönchen erfahren haben, wird wohl nie Thema einer Forschungsarbeit sein. Schön sind seine Blüten und heilkräftig die Blätter und Wurzeln. Jahreszeitlich bedingte Erkrankungen verschonten Klöster auch in der Vergangenheit nicht. Kein Wunder, dass eine gutsortierte Klosterapotheke Eibisch vorrätig haben musste.

Feige mit Frucht und Blatt vor der Klosermauer auf Stift Göttweig.

Echte Feige

Der aus dem Mittelmeerraum stammende Baum war stets begehrt wegen seiner süssen Früchte und der seltsamen Gestalt. In nördlichen Gefilden musste man sich einen Feigenbaum leisten können. Entweder der Standort mit viel Sonne und Wärme ermöglichte ein Überwintern. Oder ein eigenes Feigenhaus wurde angeschafft wie im Stift Kremsmünster. Die Früchte gelten gemeinhin als Delikatesse, egal ob trocken oder frisch. Trotz ihrer verdauungsfördernden und stuhlerweichenden Eigenschaften haben sie es nie zur Anerkennung als pflanzliches Heilmittel geschafft. Die Damen und Herren mit Verstopfung dürften ihre Wirkung geschätzt und daher den Anbau in unseren Breitengraden gefördert haben.

Als Heilpflanzen mit dem Potenzial der Leber zu helfen, sind Mariendisteln altbekannt.

Mariendistel

Die wohl schönste Distel ist der Jungfrau Maria gewidmet. Ihr Inhaltsstoff Silymarin ist der grosse Hoffnungsträger für die Behandlung einer Zivilisationskrankheit der nichtalkoholischen Fettleber. Lange Zeit davor wurde schon davon ausgegangen, dass die Mariendistel bei Leberbeschwerden vielfältiger Art hilfreich sein kann. Strittig ist nach wie vor, ob sie die Neubildung von Leberzellen anregen kann. Aus diesem Grund wurde ihr auch ein fester Platz in den Klostergärten eingeräumt. Die wertvollen Inhaltsstoffe stecken in den Blütenständen. Ein wertvolles und gesundes Speiseöl ergibt sich aus der Pressung der schwarzen länglichen Früchte.

Nicht nur der Melisse geht es in Taizé wohl. Die Gemeinschaft von Taizé hat eine spirituelle Anziehungskraft für Jung und Alt.

Melisse

In der Wirkung tonisierend und ausgleichend passt die Melisse perfekt zum Leben und Alltag im Kloster. Wahrscheinlich kann sie zur Grundausstattung eines Klostergartens gerechnet werden. Hildegard von Bingen vertrat die Auffassung, dass das Verspeisen von Melisseblättern das Herz erfreut und die Stimmung verbessert. Damit hatte sie wohl recht. Der Melissengeist einer Kölner Klosterfrau allerdings bestach einst durch seine alkoholische Wirkung. In unveränderter Rezeptur produzieren die Unbeschuhten Karmeliten in der italienischen Provinz ihr beliebtes Aqua di Melissa seit 1710 – eine als Magentropfen getarnte Zutat für sommerliche Erfrischungsgetränke.

Mönchspfeffer ist eine anerkannte Heilpflanze zur Linderung von Beschwerden in Verbindung mit den Wechseljahren und bei Menstruationsschmerzen.

Mönchspfeffer

Der Mönchspfeffer war Arzneipflanze des Jahres 2022. Die Früchte des dekorativen Strauches schmecken leicht pfeffrig. Sie stehen unter dem Verdacht, die männliche und auch die weibliche Libido zu besänftigen und wenn nicht sogar ausschalten zu können. Das hat dem Mönchspfeffer die gebräuchliche Bezeichnung Keuschlamm eingebracht. Überwiegend wurden jedoch die kleinen kugeligen Strauchfrüchte zum Würzen von Speisen verwendet. Tatsächlich scheinen Extrakte aus dem Mönchspfeffer eine Wirkung auf den hormonellen Stoffwechsel ausüben zu können. Sie können sich dazu eignen, Menstruationsbeschwerden zu lindern. Lesen Sie hier weiter ..

Schwester Hedwig vom Kloster Wernberg fröhlich mit Giesskanne.

Sr. Hedwig

Missionsschwester vom Kostbaren Blut, Wernsberg

Traditioneller Anbau von Heilpflanzen und Kräutern braucht Liebe und Enthusiasmus

Klosterläden sind kleine Schatzkammern. Literatur, Souvenirs, Devotionalien und in einigen Fällen Kräutertee-Mischungen aus eigenem Anbau. Es sind die reinen und unverfälschten Dinge, die in unserem Alltag kostbar sind. Können und Fleiss sind notwendig bei der Auswahl der Kräuter für einen guten Tee. Schwester Hedwig von den Wernberger Missionsschwestern vom Kostbaren Blut hat uns einige Geheimnisse verraten.

Herzgespann im Klostergarten der ehemaligen Abtei Cluny im Burgund.

Herzgespann

Für nervöse Herzbeschwerden soll das Kraut des Herzgespanns (Loeonurus cardiaca) pflanzliche Wirkstoffe enthalten. Kaum vorstellbar, dass dieses Kraut im Kloster benötigt wird. Ein Leben in Stille und Gebet klingt zunächst nach Ausgeglichenheit. Auch für Nonnen und Mönche sind vor Sorgen und Ängesten nicht gefeitt. Sicherlich gibt es auch Momente in einem Klosterleben, wenn das Herz unruhig wird und schneller schlägt. Tees und Tinkturen aus dem Kraut des Herzgespanns haben schon oft gute Dienste geleistet.

Im Klostergarten des Augustiner Chorherren Neustift blüht die Kapuzinerkresse.

Kapuzinerkresse

Von den Senfölglykosiden haben die Klostergärtner vor Generationen noch nichts gewusst. Auch war ihnen die antibiotische Wirkung unbekannt. Der Anbau von der bunten Kapuzinerkresse diente lediglich der Befriedigung kulinarischer Interessen und als Gartenschmuck. Kapuzinerkresse ist nicht in unseren Breiten beheimatet. Sie kam aus Süd- und Mittelamerika zu uns, allerdings ohne Beteiligung von Kapuzinern.

rauke klostergarten roggenburg

Raute

Bereits seit dem Mittelalter soll die Weinraute (Ruta graveolens) in den Klostergärten nördlich der Alpen angebaut worden sein. Zum Würzen von Speisen waren ihre aromatischen Blätter begehrt. Sie galt als Gewürz der römischen Küche. Wie das meiste aus dem Garten wirkt die Wein-Raute diuretisch. Andere sagen, sie wirkt harntreibend. Sie wurde wohl auch als Abortivum genutzt. Hingegen sollen sich mit ihr auch Durchfälle lindern lassen. Hildegard von Bingen empfahl sie bei Melancholie und Ejakulationsstörungen. Für letzteres hatte sie ein Rezept bei dem die Raute zusammen mit Wermut in Wein angerührt wird.

abbaye mondaye mohnblüte im berühmten klostergarten

Schlaf-Mohn

Der getrocknete Saft aus den angeritzten Fruchtkapseln des Schlaf-Mohns enthält den Rohstoff fürs Opium. Der Anbau von Schlaf-Mohn in Klostergärten bediente nicht den beabsichtigten Drogenabusus. Aus Ermangelung wirksamer Schmerz- und Narkosemittel zur damaligen Zeit griff man auf die bekannte Wirkung des Schlafmohns zurück. Oftmals war es die einzige Option für eine adäquate Schmerzbehandlung. Für die Klosterapotheke war der Klostergarten einer der wichtigsten Lieferanten in einer geschlossenen Lieferkette.

Blühender Ysop mit Hummel am Zweig im Klostergarten Huysburg.

Ysop

Eine wahrhaft biblische Pflanze ist der Ysop. Kein Wunder, dass er allein zur Erbauung in Klostergärten angebaut und kultiviert wurde. Bereits das Alte Testament ist des Lobes voll, wenn es um den Ysop geht. Die Meinungen zu seinen heilenden Kräften gehen weit auseinander. Sicher ist, dass sein Aroma stets als Wohlgeruch wahrgenommen wird. In der Aromatherapie sind seine positive Gefühle auslösende Wirkungen bekannt. Überaus geschätzt werden Aromen des Ysops in allen Klöstern, die sich mit der Herstellung hochprozentiger alkoholischer Getränke beschäftigen, wie die Kartäusermönche der La Grand Chartreuse mit ihrem gleichnamigen Likör. Mehr erfahren Sie in unserem Artikel …

Im Gegenlicht sind die Ringelblumen auch attraktive Bewohnerinnen des Klostergartens.

Kennen Sie schon das Beste aus den Kräutergärten?