Das Alte im Neuen
Kein Baustil verkörpert soviel Lebensfreude wie der Barock.
Das Wort Barock ist dem Portugisischen entlehnt und wurde im Deutschen mit „absonderlich“ übersetzt. Das Leben treibt seltsame Blüten und ist zuweilen sonderbar, aber eben nicht absonderlich. Noch heute stehen wir staunend vor den prachtvollen Kunstwerken aus einer Zeit, wo Prunk und Pathos in ihrer ausladenden Fülle das Regelwerk waren. Beim Besuch des Stifts Altenburg hatte ich den Eindruck, dass der Abt Placidus Much für die Errichtung des barocken Klosters im 18. Jahrhundert den beteiligten Künstlern eine einzigartige Kreativwerkstatt geschaffen hatte. Von dieser freien Schaffenskraft zeugen einmalig schöne, bisweilen unkonventionelle, witzige und groteske Werke in der Ausgestaltung des weitläufigen Gebäudekomplexes.
Ich wünsche jedem Besucher von Altenburg das Glück, dem Abt Thomas Renner zu begegnen und von ihm spontan zu einer Führung eingeladen zu werden. Dann senkt sich die Absperrkordel der Bibliothek und detailreich wird mit seiner Hilfe die Geschichte des Stiftes offenbar.
Der Barock lebt.
Die Gärten des Altenburger Stifts
Jedes Ding hat seine Zeit, und jede Zeit ihren Garten.
Für Fast schien es, dass Dauerregen und die voreiligen Eisheiligen meine Besichtigungstour durch die Altenburger Klostergärten verhindern würden. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Baumeister gemacht. Die Schönheit der barocken Architektur zeigt sich auch an den wunderschönen Ausblicken und Perspektiven durch die Fenster der Gänge, Hallen und Räumlichkeiten. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man gar nicht hin- oder rausgehen muss, um die Schönheit zu geniessen. Der gestaltete Frohsinn und die Fülle enden nicht an den dekorierten Mauern sondern finden Fortführung in der Gestaltung der Gärten. Für mich hat sich jeder Schritt durch den strömenden Frühlingsregen gelohnt!
Grossprojekte unserer Tage scheitern weniger an den Ideen. Vielmehr gleichen sie schillernden Seifenblasen, an die sich nach genossener Aufmerksamkeit niemand mehr erinnert. Meine Befürchtungen, den Garten der Religionen betreffend, erfüllten sich nicht. Auch im 13. Jahr seines Bestehens leben die Ideen seiner Schöpfer fort, laden zum Nachdenken, Bummeln und Entdecken ein. Ein Konzept, das ohne aufwändige, sorgfältige Pflege und Liebe, nicht bestehen kann!
Quam bene conveniunt – „Wie gut passen sie zusammen!“
Garten einfach ganz gross gedacht
Im Schöpfungsgarten habe ich kurzzeitig das Gefühl für Raum und Zeit verloren. Das ist Gartenkunst in seiner kompaktesten Form. Das Gärtlein könnte an jedem beliebigen Ort in der Welt existieren, aber es hat seinen Platz mitten im Waldviertel gefunden.
Grossprojekte unserer Tage scheitern weniger an den Ideen. Vielmehr gleichen sie schillernden Seifenblasen, an die sich nach genossener Aufmerksamkeit niemand mehr erinnert. Meine Befürchtungen, den Garten der Religionen betreffend, erfüllten sich nicht. Auch im 13. Jahr seines Bestehens leben die Ideen seiner Schöpfer fort, laden zum Nachdenken, Bummeln und Entdecken ein. Ein Konzept, das ohne aufwändige, sorgfältige Pflege und Liebe, nicht bestehen kann!
De facto eine Streuobstwiese mit Blick auf die markante Stiftsfassade ist der Garten der Stille. Fast schon puristisch erfüllt er seine Funktion: Rausgehen, Stillesein, Draufschauen, Perspektivwechsel, Innehalten. Ein wunderbarer Platz unterhalb des Klosters wurde geschaffen.
Klöster sind Orte der spirituellen Einkehr. Stille und Ruhe zu finden ist als Gast in Altenburg einfach. Beim Chorgebet in der riesigen bunt ausgemalten Stiftskirche dabei zu sein garantiert ein erhebendes und frohsinnstiftendes Gefühl. Sollte dann sich am Frühstückstisch ein interessantes Gespräch mit ebenso zum Besuch weilenden Nonnen entwickeln, werden Sie genauso freudig gestimmt wie ich in die Welt hinaustreten!
Der Apothekergarten
„Krank geworden … oder als geheilt entlassen wurde hier wohl keiner.“ Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich den Apothekergarten besichtigte. Gemäss der barocken Tradition wurden selbstverständlich auch die Beete mit den Heilkräutern als Schaugarten angelegt. Schön, dass man auch diesem wichtigen Teil der Klostertradition würdigt. Die ebenerdigen Beete laden zum Bücken oder Niederknieen und Betrachten der Pflanzen ein. Es sind die Klassiker, die am südlichen Ende der Altane am Ausgang der Sala Terrana wurzeln.