Vitus agnus-castus
Kein Klostergarten kommt ohne den Mönchspfeffer (Vitus agnus-castus) aus. Es ist, als ob seine Anwesenheit die Ernsthaftigkeit des Klostergartens unterstreicht. Seine leicht pfeffrig schmeckenden Fruchtkapseln sollen die Libido senken. Weil in der Phantasie Aussenstehender sich das Keuchheitsgelübde der Nonnen und Mönche wahrscheinlich nicht ohne Hilfsmittel gewährleisten lässt, hat der Mönchspfefferstrauch in den Gärten der Stifte und Konvente seine Entsprechung, und darf auch nicht fehlen.
Ein dezenter Gartenschmuck
Auffällig neben den geschweiften Blütenständen sind die gegenständig handförmig angeordneten schmalen Blätter. Sie ähneln dem Hanf. Das ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zum wesentlich üppiger blühenden Sommerflieder (Buddleja davidii). Die Blattoberflächen des Mönchspfeffers (Vitus agnus-castus) sind grau- bis dunkelgrün und glatt. Hingegen ist die Unterseite heller und mit weisslicher filziger Behaarung. Bis zu drei Meter Wuchshöhe erreichen die Büsche des Mönchspfeffers, deren Blütezeit während der Monate Juli bis August ist. Seine Fruchtstände sind kleine graue Kügelchen. In unseren Breiten ist der Mönchspfeffer eine Gartenkultur. Wildwachsend findet man ihn in im Mittelmeerraum bis in den Nahen Osten, wo sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist.
Heilpflanze mit Zukunft
Zu Heilpflanze des Jahres kürte den Mönchspfeffer (Vitus agnus-castus) im Jahre 2022 der interdisziplinäre Arbeitskreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde. Sie würdigten sein Potenzial für die Linderung von Menstruationsstörungen und beim PMS.
Den Weg in die Klostergärten fand der Mönchspfeffer nicht als Heilpflanze. Vordergründig nutzten die Mönche den Strauch wohl als Gewürz- und Schmuckpflanze. Inwiefern sie die lustdämpfende Wirkung seiner Früchte als Entlastung empfunden haben, ist nicht überliefert. Seinem Namen machte er trotz allem Ehre.
Ein Dämpfer für die Lust
Der Mönchspfeffer ist auch unter dem Namen Keuschlamm bekannt. Beide Bezeichnungen spielen auf die phyto-östrogene Wirkung der Mönchspfeffer-Früchte an. Der genaue Wirkungsmechanismus ist noch nicht vollständig erforscht. Die Einnahme von Mönchspfeffer-Früchten und Präparaten daraus kann die Freisetzung von Prolaktin beeinflussen, was beim prämenstruellen Syndrom (PMS) zu Erleichterung und Verbesserung der Symptome beiträgt. Insgesamt scheinen Mönchspfeffer-Präparate eine stabilisierende Wirkung auf den weiblichen Hormonhaushalt zu haben. Wahrscheinlich ist es der selbe Mechanismus, der tatsächlich die männliche Libido vermindert. Somit dürfte der Mönchspfeffer seiner Funktion als Keuschlamm gerecht werden. Übrigens war diese Wirkung schon den alten Griechen bekannt und ein Mittel zur Familienplanung.
„Es heißt Keuschlamm, weil es die Begierde nach Lust zurückdrängt, und den Mann keusch macht wie ein Lamm.“
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