Rosen im letzten Monat des Bestehens des Klosters Stühlingen im Klostergarten aufgenommen.
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Rosen

Rosa

Nichts drückt Schönheit, Vollkommenheit und Liebe aus wie die Blüten der Rose. Wahrscheinlich war das schon immer so und wird immer so bleiben. Die Symbolik der Rose ist unabhängig von ihrer Gestalt, der Farbe ihrer Blüten, der Art und Züchtung an die Attribute Liebe, Hoffnung und Lebensfreude gekoppelt. Vielfach gilt sie als das Sinnbild Christi und die Blume des Paradieses, der Wiederauferstehung, das Symbol für die Unsterblichkeit der Seele und der Sterblichkeit des Körpers. Das wohl eindrücklichste Beispiel für die Verkörperung des Wiederauferstehungsgedankens findet sich im Tausendjährigen Rosenstock des Doms zu Hildesheim. Dabei handelt es sich um eine Rosa canina. Die Rosenart beeindruckt mit einer fortwährenden Erneuerung: ihre unterirdische Sprossen sind in der Lage, neue Wurzeln und aufstrebende Triebe zu bilden. Das hat der Hildesheimer Rosenstock auch nach seiner Zerstörung im Bombeninferno März 1945 getan. Zu seiner altbekannten Grösse und Schönheit ist er wieder hochgewachsen. Das Rosenwunder von Hildesheim hat sich im Sinne der Gläubigen bestätigt.

Rosen, die Blumen Mariens

Die wohl mächtigste Verbindung der Rose in der Symbolik mit der Gottesmutter Maria drückt sich im Rosenkranz aus. Das Beten des Rosenkranzes verbindet das Leben, Leiden, Sterben und Auferstehung Christi mit dem Wirken Mariens. Nicht zufällig fiel dem Gebetskranz mit seinen aufgereihten 59 Perlen die Bezeichnung Rosenkranz zu. Er ist dem lateinischen Rosarium entlehnt, was Rosengarten bedeutet. In der christlichen Ikonografie wird Maria häufig im Hortus conclusius dargestellt oder auch gleichgesetzt. Im Hortus conclusus (dem verschwiegenen Garten) gedeihen verschieden Arten von Rosen, denen unterschiedliche Bedeutung zukommt. Weisse Rosen erinnern an die Jungfräulichkeit und Makellosigkeit Marias. Rote Rosen hingegen werden mit dem Blut Christi in Verbindung gebracht, das bei seiner Passion floss. In der Zahlensymbolik werden die fünf Blütenblätter der Rosa canina L. mit den fünf Wundmalen Christi interpretiert.

Hohelied 4,12

Der tausendjährige Rosenstock am Hildesheimer Dom ist ein eindrucksvolles Bild für identitätsstiftende Legenden und Glauben.

Rosen im Hortus conclusus

Hortus conclusus ist der geschlossene Garten. Das Motiv des Hortus conclusus begegnet uns vor allem in der bildenden Kunst. Es verkörpert die Verschmelzung einer transzendenten mit der materiellen Welt. Die Sehnsucht nach dem Paradies drückt sich meist in einem Garten aus. In der christlichen Gedankenwelt hat Maria in diesem verschlossenen Garten einen zentralen Platz. Der Garten existiert nur für Eingeweihte, denen der Zugang gestattet ist. Das sind die Gärten im Kloster, die abgeschirmt von der Aussenwelt zu Meditation und Kontemplation vorbehalten sind. Dornige Rosenhecken können schützen und von der Aussenwelt abschirmen. Das ist nicht nur ein Motiv aus Märchen und Legenden sondern hat auch einen ganz praktischen Nutzen. Der Duft blühender Rosen kann die Sinne erfrischen und erfreuen. Blühende Rosen führen die irdische Vergänglichkeit vor Augen. Wohl kaum eine andere Pflanze lädt zu Meditationen über die Metaphorik der Verwandlung einer Knospe bis hin zum Fruchtstand ein wie die Rose. Kein Wunder, wenn die Nonnen und Mönche die Rose nicht nur wegen ihres Schmucks in den Gärten haben wollen.

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„Pflücke Rosen im Streit, brich Lilien im glücklichen Frieden.“

Walahfrid Strabo sah vor allem im Öl aus den gepressten Blütenblättern der Rose ein Heilmittel.

Heilendes aus Rosen

Trotz der Vielzahl an Rosenarten scheinen lediglich drei Arten über heilende Kräfte zu verfügen. Dabei handelt es sich um die ältesten. Dazu zählen die Hundsrose (Rosa canina L.), die Damazsener-Rose (Rosa Damascena Mill.) und die Rosa centifolia L.. Die Früchte der Hundsrosen kennen wir als die Hagebutten, welche den Grundstoff für köstliche Marmeladen bilden. Ihre Pektine fördern nicht nur die Geleebildung beim Kochen der Marmeladen. Sie haben vor allem eine magenprotektive Wirkung, und legen sich wie ein schützender Film auf die Magenschleimhaut. Bereits Hildegard von Bingen beschrieb das ausführlich in ihrer ‚Physica‘.

Macer Floridus

Rosa gallica oder Essigrose im Klostergarten des ehemaligen Zisterzienserklosters Neuzelle im ostdeutschen Bundesland Brandenburg.

Das Verzieren von Speisen mit Rosenblättern vermittelte schon immer den Eindruck von Luxus. Als Geschmackskorrigenz in Kräuterteemischungen eignen sich getrocknete Blütenblätter der Rosen vorzüglich. Allerdings beschränkt sich die Verwendung von Rosenblättern nicht auf profane Anwendungen. Bereits Hildegard von Bingen wusste, dass Rosenblätter bei kleineren Geschwüren und Entzündungen von Nutzen sein können. Bei Hautleiden und Entzündungen des Mundes und der Rachenschleimhaut können Aufgüsse aus Rosenblättern durchaus Linderung bewirken. Diese Indikationen haben sich bis heute erhalten und gelten mittlerweile als erwiesen.

Die Universalgelehrte Hildegard von Bingen ist die Symbolfigur für mittelalterliche Klosterheilkunde schlechthin.

„Die Rose macht fröhlich und Salbei tröstet.“

Sie unterschied zwischen den Rosenarten. Die Rose an sich sei kalt und von grosser Kraft. Hingegen der Hundsrose schrieb sie eine heisse Komplexion zu.

In der Kombination mit Salbei sollen Zubereitungen aus Rosenblättern Jähzornige zur Räson bringen können. Hildegard beschrieb ein cleveres Vorgehen zur Applikation der Arznei. Sie solle den Tobenden vor die Nase gehalten werden. Bei Krämpfen empfahl sie die Herstellung einer Salbe aus Rosenblättern und Salbei. Das Auflegen von Rosenblättern auf die Augen könne ihrer Meinung nach hilfreich sein.

Rosen, des Gärtners Stolz

Die Vielzahl der Arten und Neuzüchtungen lässt den Laien leicht die Übersicht verlieren. Erfreut finden sich dann die heilsamen Arten gut beschriftet in Klostergärten, die sich speziell den Heilpflanzen und -kräutern verschrieben haben. Ein Hinsehen und Hinriechen lohnt sich! Beeindruckend sind die Wege säumenden Rosenbüsche der normannischen Abtei Mondaye. Der Kreuzgangs von Canigou bietet ein schönes Beispiel des Rosengartens als Hortus conclusus.

mehr der teufel hat, je mehr will er ha

Gerbstoffe, Gerbsäuren, Geraniol, Saponine, ätherische Öle

adstringierend, nervenstärkend

Rosen haben es gerne sonnig, mit nährstoffreichen lockeren Böden.

Quellen:

Preis-Maier, S.; Der Garten in der religiösen Bilderwelt – Diplomarbeit, Alpen-Adria Universität Klagenfurt, 2009.

Steinmezer, C.; „Hortus conclusus“, das Janusgesicht des Gartens im Mittelalter, Universität Salzburg, 2021/02.

Mayer, J. G., Goehl, K.; Kräuterbuch der Klostermedizin der ‚Macer Floridus‘, Nikol Verlag Hamburg, 2021.

Strabo, W.; De cultura hortorum – Über den Gartenbau, Philipp Reclam Verlag, Stuttgart, 2018

von Bingen, H.; Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Dinge ‚Physica‘; übersetzt von Ortrun Riha, Beuroner Kunstverlag, 2012.