Dem Ruf der Glocke folgen die Nonnen nicht mehr
Den Klang des Glöckchens vom Turm des Klosters St. Klara hören die Schwestern nicht mehr. Sie sind umgezogen. Im entfernten Luzern wohnen sie jetzt. So weit trägt der Schall der Glocke nicht. Fehlender Nachwuchs und das Älterwerden haben die Kapuzinerinnen zum Verlassen ihres Kloster in Stans bewegt. Es ist eine der vielen Geschichten vom Auflassen von Klöstern. Selten hatte die Thematik Klöster mehr Aufmerksamkeit und öffentliches Interesse als in unseren Tagen. Der Klosterurlaub ist en vogue. Sich jedoch für das Leben in einer monastischen Gemeinschaft entscheiden, können immer weniger Menschen. In der Folge fehlen die Jüngeren, welche anstelle der Älteren die anstehenden Aufgaben schultern könnten. Auflassen und Rückzug sind dann oft die einzigen Alternativen wie in Stans.
Die Kräuter sind noch da
Der schöne grosse Klostergarten blüht und grünt immer noch. Seine Bäume und Sträucher tragen Früchte. In seinen Beeten und Rabatten wächst Sättigendes und Würziges. Dass es so bleibt, ist unter anderem Aufgabe einer Stiftung, welche zum Erhalt des Klosters gegründet wurde. Bewirtschaftet wird er in seiner jetzigen Form als Gemeinschaftsgarten von einem Verein. Wer will, kann sich beteiligen und die Früchte seiner eigenen Hände Arbeit ernten und nach Hause tragen.
Komfortzone mit Blüten
Unter den Fenstern des weissgetünchten Klostergebäudes gedeihen sie alle – der Fraktion Heilkräuter angehörenden. Johanniskraut, Ringelblumen Melisse, verschiedene Minzen, der Schwarzkümmel und viele mehr wurden mehr oder minder blühend gesichtet. Es geht ihnen gut! Viele Besucher haben sie nicht. Wenig Schaulustige lassen sich blicken. Ab und an kommen Schulklassen vorbei. Das wars dann mit dem Getümmel! Ganz und gar im Sinne und der Tradition des alten Klostergartens ist das. Gerne darf es ruhig zugehen. Die Ruhe und Gelassenheit, die der Garten ausstrahlt, schätzen Anrainer und Gartennutzer gleichermassen.
Idyll mit Bergblick
Den Blick von oben empfahl Daniela. Damit war keinesfalls ein abgehobener Perspektivwechsel gemeint. Die Klostermauer steigt den Hang hinauf und hat gartenseits kleine Treppchen. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf den Garten, das Bienenhaus, den Ort Stans und die schönen Schweizer Berge. Ihr Schwärmen gilt nicht nur dem Garten, was ihr Projekt ist. Sie kennt sich aus auf den Wiesen, mit den Bäumen hinter der Mauer. Und alles hängt auch irgendwie zusammen. Der Garten profitiert vom gesunden Umfeld, wie auch alles Umliegende vom Garten profitieren soll. Das ist die grosse Idee des biologisch nachhaltigen Gartenbaus. Sie funktioniert auch. Ihre Produkte finden Abnehmer. Der Mittags mit Gemüse und Kräutern gefüllte Verkaufskorb ist meistens abends schon leer. Es geht im Prinzip um ein gutes Miteinander, wie es die Kapuziner-Schwestern schon 400 Jahre praktizierten.
Oase oder Paradies?
Wehmütig sind sie alle, wenn sie über den Weggang der Schwestern sprechen. Er hat eine Lücke hinterlassen. Spirituell und als Teil der Gemeinschaft sind sie nicht zu ersetzen. Als Ort der Kontemplation und Besinnung soll das Areal mit Gebäuden und dem Garten erhalten werden. Das ist in aller erster Linie abhängig von den neuen Nutzungskonzepten. Die Chancen für das kleine Paradies hinter den Klostermauern stehen nicht schlecht. Gesundem waren die Schweizer schon immer zugetan. Im alten Klostergarten könnte es wie eh und je unter ihren Händen wachsen und gedeihen.
Info und Anfahrt:
Der Garten ist Privatgelände. Daher bitte vor dem Betreten Anwesende fragen.
kloster-st-klara-stans.ch